Mittwoch, 7. März 2018

Meine Freunde




Hallo Leute. Heute geht es wieder um ein sehr emotionales Thema: Freunde und Freundschaft. „Ja, gibt es so etwas bei Tieren überhaupt?“, werden jetzt vielleicht manche fragen. Ja klar, ich weiß, von meinen treuen Lesern und Leserinnen fragt das natürlich niemand, denn ihr wisst ja, dass ihr in uns Hunden die treuesten Freunde habt, die was es geben tut. (Der Gliedsatz war jetzt grammatikalisch speziell Herrchen gewidmet!)
Apropos Herrchen. Ich habe meinen Sekretär wieder mal ein bisschen stöbern lassen, um mich schlau zu machen. So, also laut Lexikon (in Zeiten wie diesen ist das gleichbedeutend mit Wikipedia) ist Freundschaft folgendermaßen definiert: Sie bezeichnet ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander. Na, da haben wir es schon wieder: von Menschen. Ihr Menschen denkt immer nur an Menschen, ihr schreibt über Menschen, ihr redet von Menschen, ihr singt von Menschen! So, genug davon. Jetzt mal Klartext: Glaubt ihr tatsächlich, dass es diese Zuneigung, Freundschaft genannt, nur bei euch, nur zwischen euch gibt? Ja? Glaubt ihr das? Nun, dann werde ich euch im Folgenden anhand einiger Beispiele das Gegenteil beweisen müssen.

Zunächst einmal wären da eine Reihe von Mittieren zu nennen, die ich im Laufe meines Lebens schon kennenlernen durfte und die ich ins Herz geschlossen habe. Und sie mich natürlich auch. Als erstes möchte ich die Sprache auf Samy bringen. Samy, das war - leider war - unser, mein Nachbarskater. Freundlich, süß, niedlich, anschmiegsam, fesch - und mein Freund. Ja, ja, ich weiß: Hund und Katze, das ist so eine Geschichte. Die rennen halt gerne davon, und was rennt, wird gejagt. Da steckt keine böse Absicht dahinter - meistens. Außerdem sprechen wir doch eine etwas verschiedene Sprache. Aber der Samy, der war ganz anders. Der ist zu mir hergekommen, wir haben uns abgeschnuppert, er hat seine Pfote auf mich gelegt - und umgekehrt. Ja, wir haben so unsere Geheimnisse gehabt. Die wüsstet ihr wohl gerne! Leider ist Samy eines Tages verschwunden. Zu unserem neuen Nachbarn, dem Leo, habe ich noch nicht so einen Draht, der ist etwas reserviert. Typisch Katze, könnte ich jetzt sagen.

Kontakt, Kennenlernen, Freundschaft - das läuft bei uns Wuffs halt alles sehr viel über den Geruch. Wie schon allgemein bekannt, sind wir Nasentiere. Die nächsten Freunde, die ich nennen will, das sind ziemlich große Vierbeiner. Es sind Esel. Getroffen habe ich sie bei einer Gassirunde. Ich ohne Leine, vorbei an einer Koppel - wie das heißt - und da habe ich sie gesehen. Natürlich bin ich sofort hingerannt, bin ja ein äußerst freundliches, extrovertiertes Wesen, was das anbelangt. (Obwohl Herrchen immer wieder behauptet, dass ich in Wahrheit ein kleiner Hosenscheißer bin.) Na gut, als ich angetrabt kam, haben dieses Vierbeiner einmal den Rückwärtsgang eingelegt, sich das Ganze von der Weite angesehen, aber weil ich ja doch so süß bin, sind sie dann doch wieder zum Zaun hergekommen. Na ja, was soll ich sagen, es hat nicht lange gedauert, und wir sind Nase an Nase am Zaun gestanden und haben uns ausgiebig beschnuppert und schlussendlich doch auch so etwas wie Freundschaft geschlossen. Ein Hund und ein Esel (eigentlich waren’s vier): Artenübergreifend! Das macht uns ihr Menschen einmal nach, ich vertragt euch ja oft nicht einmal untereinander! Also, meine Esel - leider weiß ich nicht, wie sie heißen - treffe ich nicht allzu oft, aber wenn, dann haben wir immer einiges zu besprechen.

Und wenn wir jetzt schon beim Thema der artenübergreifenden Freundschaften sind, dann will ich euch noch folgende mit auf den Weg geben: Susi und Serafina zählen auch zu meinen Kumpels. Wer das ist? Ha, das sind die beiden Schildkröten von Frauchen und Herrchen. Schon am Morgen ist einer meiner ersten Wege zu den beiden, mal nachschauen, wie es ihnen so geht. Okay, zugegeben, ich sehe auch nach, ob ich da etwas von dem Grünfutter abzweigen könnte (wegen der Vitamine), aber das gelingt mir sowieso recht selten. Ich muss ja schon sagen, mit unseren Gemeinsamkeiten ist es nicht recht weit her, aber doch vertragen wir uns gut, und - ja - man kann es ruhig auch in gewisser Weise als Freundschaft bezeichnen. Ähnlich verhält es sich mit unserem Wellensittich, dem Diego. Mit dem bin ich schon allein deswegen dick befreundet, weil er immer Körnchen aus seinem Käfig rausstreut. Die muss ich natürlich aufschlecken, denn ich will ja Frauchen beim Haushalt helfen.

Nachdem ich euch meine quasi artfremden Freunde vorgestellt habe, komme ich als nächstes zu meinen richtig guten Kumpels, nämlich meinen Hundefreunden. Meine aller-allerbeste Freundin hat mich - wie ihr wisst - leider schon verlassen: Rania. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe von weiteren Namen. Ich möchte sie euch aufzählen und hoffe, dass ich keinen vergesse. Wenn doch, dann bitte nicht böse sein: Josy, Duke, Daisy, Artos, Dana, Mylord, Nash, Gina und noch viele, viele mehr. Ach, ich geb's auf, ich kann euch gar nicht alle nennen. Ich bin ja viel am Hundeplatz unterwegs und da treffe ich ständig irgendwen von den Kumpels. Meistens ist Training angesagt, ab und zu aber, da dürfen wir auch hundemäßig die Sau rauslassen, dann geht die Post ab! Prinzipiell ist es bei mir ja so: Wenn ich eine andere Fellnase zum ersten Mal sehe, dann spiele ich zunächst den bösen Wolf, dann belle ich, dann hänge ich in der Leine, mache auf wild und gefährlich. Weil, man weiß ja nie, lieber mal Respekt verschaffen. Wenn ich dann hindarf (denn Herrchen und Frauchen haben mich mittlerweile auch durchschaut), bin ich sofort ruhig, dann geht’s mal ans Schnuppern und danach, wenn es erlaubt ist, ans Spielen. Und wenn ich mal Bekanntschaft geschlossen habe, dann gilt das auf ewig, da fährt die Eisenbahn drüber.

Josy und Daisy liebe ich ja besonders, die werfen sich immer auf den Rücken, wenn ich komme. Das stärkt schon auch irgendwie das Selbstwertgefühl und das Ego! Aber die beiden wissen wohl auch, dass sie vor mir keinerlei Angst haben müssen. Jetzt ist es ja prinzipiell nicht so, dass alle Hundegenossen lieb und freundlich und aufgeschlossen und kommunikativ sind. Da gibt es schon auch die Eigenbrötler und die Grandscherbn (wie wir in Österreich sagen). Die habe ich auch schon kennengelernt, diese Erfahrung muss man machen. Und in Zukunft macht man um solche Zeitgenossen halt einen mehr oder weniger großen Bogen. Wenn die es so haben wollen, mir soll’s recht sein. Ich habe genug Freunde. Wie zum Beispiel den Artos: Ein Bild von einem Mann! Stattlich, stolz, selbstbewusst und dabei sanft wie ein Lamm. Also, ganz ehrlich, wenn ich nicht kastriert wäre, da könnte ich schon schwach werden! Ein ganz anderes Kaliber ist die Dana, ein Jungspund, wie er im Buche steht, immer unter Strom und auf 1000 Prozent. Ständig zum Spielen und für Schandtaten aufgelegt. Ganz ehrlich, das wird sogar mir manchmal zu viel. Dann sage ich ihr kurz mal meine Meinung und die Sache hat sich wieder. Wir Hunde sind zum Glück in keiner Weise nachtragend (im Gegensatz zu euch Menschen, das musste an dieser Stelle auch gesagt werden). Eine neue Freundin habe ich erst vor kurzem kennen gelernt, die Kimi. Ein blondes Labrador-Mädel, halbes Jahr alt, übermütig, verspielt. Ach, sie erinnert mich total an Rania!

So, zum - krönenden - Abschluss kommen wir nun zu meinen allerbesten Freunden. Das sind - wie könnte es anders sein - Vertreter der Spezies Mensch. Böse Zungen behaupten, dass für uns Labradore jeder Mensch ein Freund ist, der Futter zumindest einstecken hat, im optimalen Fall auch rausrückt. Ja, ich gebe es zu, das ist eine ganz gute Basis für eine lang andauernde, gute Bekanntschaft. Das sind dann Menschen, die wir auch nach Jahren sofort wieder auf der Straße erkennen. Eine wirklich innige Freundschaft, eine Bindung, eine Beziehung, die habe ich aber nur zu ganz wenigen Zweibeinern, allen voran natürlich zu Frauchen und Herrchen. Da gehört schon noch etwas mehr dazu als Futter. Da gehört dazu, dass wir Knuddeln und Kuscheln, dass wir gemeinsam Abenteuer bestehen, dass wir durch Dick und Dünn gehen. Ganz einfach, dass ich weiß, dass sie immer für mich da sind, dass ich mich auf sie verlassen kann. Und sie wissen, dass sie von mir das kriegen, was ich ihnen als Hund geben kann: meine lebenslange, bedingungslose Liebe und Zuneigung. Wir kennen einander einfach in- und auswendig. Ein Blick genügt oft schon, um zu wissen, was der andere will. Für Außenstehende sieht das vielleicht nach übersinnlichen Fähigkeiten aus, nach Gedankenlesen. Aber es ist ganz einfach das unsichtbare Band zwischen uns, die Verbindung, die durch nichts und niemanden getrennt werden kann. Und da behaupte noch einer, wir Tiere, im Speziellen wir Hunde, kennen keine Freundschaft. Wer das glaubt, der hat ja keine Ahnung.

So long und bis zum nächsten Mal, eure Alexa!