Hallo Leute! Diesmal ist es sehr schwer für mich, einen Beitrag zu verfassen. Gestern war Jahresende. Und für meine Rania war es das Lebensende. Vor einiger Zeit habe ich euch geschrieben, dass es Abend wird, jetzt ist die Nacht hereingebrochen. Die Kerze ist erloschen, es ist dunkel, rundum herrscht Leere. Rania ist nicht mehr. Sie hat gekämpft, hat sich gegen den Krebs aufgelehnt, sich gewehrt, letztendlich aber doch verloren. Fast vier Jahre habe ich meine Rania gekannt, wir waren unzertrennlich, auch wenn wir die letzten paar Monate schon oft getrennte Wege beim Spazierengehen genommen haben, weil Rania nicht mehr so viel Kraft hatte. Aber am besten lasse ich jetzt mal Herrchen zu Wort kommen.
Ja, Lexi, Rania
war der zweite Hund von Frauchen und mir, vorher bereicherte schon der Spaniel
Gina über 12 Jahre unser Leben. Als wir sie einschläfern lassen mussten, betrat
kurze Zeit später ein semmelblonder Wirbelwind unser Leben. Das erste Mal sahen
wir sie, als sie mit vielen, vielen Geschwisterchen in einem Stall im Stroh
herumwuselte und es dauerte nicht lange, bis sie bei uns einzog. Es war der 2.
Jänner 2007, als ein schüchtern anmutender Labradorwelpe vorsichtig sein neues
Zuhause betrat. Tja, die Schüchternheit legte Rania sehr rasch ab, der
Christbaum zum Beispiel wurde schon am nächsten Tag vorsichtshalber entsorgt.
Der Schalk saß ihr im Nacken, überall war sie dran, wusste nicht, wie sie ihre
unbändige Energie loswerden sollte, nagte nicht nur an Sesselbeinen und
Mauerkanten, sondern auch an diversen Fingern, Ohrläppchen und was ihr sonst
noch so zwischen die spitzen Welpenzähne kam. Frauchen und ich waren ziemlich
gefordert mit dem Jungspund nach der ruhigen Zeit mit der schon sehr gesetzten
Spanieldame. Aber schon bald kam Ranias tatsächlicher Charakter zum Durchbruch
und sie entwickelte sich zu dem Sonnenschein und Schmusehund, als der sie uns
in Erinnerung bleiben wird. Wenige Monate war sie alt, als sie mich schon in
die Schule begleitete und zum Maskottchen meiner Klasse wurde. Und natürlich
begeisterte sie auch die Schulkinder von Frauchen immer wieder.
Schon von Beginn
an hatten Frauchen und ich beschlossen, dass ein so großer Hund wie Rania
unbedingt eine Schule besuchen muss. Im Frühjahr war es dann so weit: Bei
strömendem Regen und eher im Schlamm als auf Gras absolvierte sie ihre erste
Unterrichtsstunde auf dem Trainingsplatz des Hundevereins ins Groß Siegharts.
Ja, und daraus wurde dann so viel mehr. Rania lernte immer weiter beim Gehorsam
(obwohl das nie so ganz ihr Spezialgebiet wurde), war bei den Pionieren der
Breitensportgruppe, lernte mit großer Begeisterung das Fährten, war fast bis
zum Schluss Mitglied der Hundestaffel und schnupperte noch in viele andere
Dinge hinein, wie zum Beispiel in das Dummy Apportieren, das Frisbeespielen
oder das Dogdancing. Sie war der erste Vereinshund, der bei einem
Breitensport-Turnier antrat und gleich den dritten Platz (trotz einiger Patzer)
eroberte. Ja, beim Breitensport habe ich mit der Maus Vieles erlebt, so auch
einmal den dritten Platz in der Cup-Gesamtwertung oder auch als wir uns etwa
des Nachts vor einem Turnier im Zelt frierend und zitternd aneinander
kuschelten.
Rania war immer
dabei, sei es in Kaffe- und Gasthäusern, sei es in der Schule, sei es bei
Ausflügen, Wandertagen oder im Urlaub. Schon als Pubertierende war sie in Krems
unterwegs, lernte in ihrem ersten Sommer die Donau mit ihren für sie mächtig
beeindruckenden Wellen kennen und schwamm mit mir um die Wette. Den ersten
Urlaub verbrachten wir in Kleinarl, wo Rania schon am ersten Tag lernte, dass
in diversen Zäunen Strom fließt, und dass Frauchen und ich nach einer
achtstündigen Bergtour müde sind - im Gegensatz zu ihr. Auch der letzte Urlaub
führte sie - wie alle anderen - in die Berge, diesmal nach Rauris. Da ging es
dann schon etwas mühsamer, nicht zuletzt weil sie bereits seit einiger Zeit
nichts mehr sehen konnte, da sich leider aufgrund einer Erbkrankheit ihre
Netzhaut abgebaut hatte. Sie kompensierte das aber sehr gut durch ihrem bestens
ausgeprägten und ausgebildeten Schnüff.
Immer und
überall war Rania ein gern gesehener Gast, nicht zuletzt aufgrund ihres
freundlichen Wesens. Sie ging sofort auf jeden zu, war nie aggressiv, ließ sich
streicheln und knuddeln. Menschen waren für sie das Größte, vor allem, wenn sie
auch noch Futter dabei hatten. Deswegen machte ich mit ihr auch die
Therapiehunde-Ausbildung. Des öfteren war sie in Pflegeheimen zu Besuch und
brachte den alten Mensche viel Freude.
So Vieles ließe
sich noch erzählen, so viele schöne Erinnerungen gibt es. Anderes verblasst oder
ich lache heute darüber, wenn sie zum Beispiel bei Prüfungen gezeigt hat, dass
sie von Unterordnung nicht allzu viel gehalten, sondern lieber den Kasperl
raushängen lassen hat. Gleichwohl ist Rania eigentlich daran „schuld“, dass ich
Hundetrainer geworden bin. Sie war bei all meinen Ausbildungen live dabei und
musste auch immer wieder als Versuchskaninchen für Trainingsmethoden herhalten.
Rania war und
ist mein und Frauchens Seelenhund - so wie auch du, Alexa.
Rania hat also
den Weg über die Regenbogenbrücke genommen, sie ist jetzt in einer anderen Welt
und hat keine Schmerzen mehr. Auch wenn ich es als Hund nicht so zeige wie ihr
Menschen, auch wenn ich nicht weinen kann, auch mir fehlt meine Rania. Doch
auch wenn ihr Körper gegangen ist, wenn ihr Trapsen und ihr Bellen nie mehr zu
hören sein wird, ihr Geist wird immer bei uns sein. Das Haus wirkt leer, es
fehlt ein ganz wichtiger Teil, doch solange wir an unsere Rania denken, so
lange wird sie bei uns sein und in unserer Mitte weiterleben.
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