Hallo Leute! Also jetzt muss ich
mich doch wieder einmal melden. Mittlerweile ist schon einige Zeit vergangen
und ich gewöhne mich schön langsam an das Alleinsein. Na ja, also so ganz
alleine bin ich natürlich nicht. Frauchen und Herrchen kümmern sich eh um mich,
sind für mich da, kraulen mich, knuddeln mich und haben mich einfach ganz viel
lieb. Aber, was soll ich sagen, Rania fehlt mir halt doch noch immer. Ich war
niemals zuvor alleine, zunächst die Geschwisterchen und dann Rania. Aber das
Leben muss weitergehen, wie die Menschen so schön sagen.
Jetzt will ich mal was erzählen
vom Spazierengehen oder Wandern, und zwar, so, wie ich es mir vorstelle. Das
letzte Mal, als ich mit Frauchen und Herrchen unterwegs war, ist das schon sehr
nahe am Idealzustand gewesen. Nach einer kurzen Fahrt ist die Box im Auto
geöffnet worden. Natürlich warte ich als wohl erzogener Hund, bis ich raus
darf. Nach einem freundlichen „Komm“ von Herrchen bin ich in die Freiheit
gehüpft. Und das war doch tatsächlich Freiheit, weil nämlich, keine Leine, die
meinen Bewegungsspielraum einschränkte. Sofort machte ich mich daran, die
Gegend zu erkunden. Aber: selbstverständlich nur in einem gewissen Radius.
Weil, ich weiß ja, was sich gehört! Links laufen, rechts laufen, vor und
zurück, hier mal nachsehen, dort die Nase in den Schnee stecken. Kurz gesagt,
alles mal so richtig abchecken. Frauchen und Herrchen gehen den Weg, geben die
Richtung vor, und ich weiß natürlich ständig, wo sie sind. Denn ich bin auf
alle Fälle Multitasking-fähig, ich kann gleichzeitig herumschnüffeln und auf
meine Zweibeiner achten! Die beiden sind manchmal aber ganz schön gefinkelt -
oder sie glauben es zumindest zu sein. Offensichtlich haben sie mich beobachtet
und in dem Moment, wo sie dachten, dass ich nicht aufpasse und in meine
Tätigkeit total vertieft bin, haben sie sich versteckt. Ha, da haben sie die
Rechnung aber ohne den Wirt gemacht! Die waren noch nicht mal richtig hinter
dem Baumstamm verschwunden, als ich schon angetrabt kam - natürlich mit
freudigem Gesicht und schwanzwedelnd, obwohl ich sie eigentlich fragen sollte,
für wie dumm sie mich halten. Aber sollen sie ihre Freude dran haben und mich
streicheln, weil ich so rasch zu ihnen gekommen bin. Menschen sind so leicht zu
begeistern!
So, jetzt stehe ich vor einer
richtigen Herausforderung: eine Wegkreuzung. Ich bin zwar wahnsinnig
intelligent, aber Gedankenlesen kann ich doch noch nicht (auch wenn ich
manchmal den Eindruck erwecke). Also heißt die Devise erst mal stehen bleiben
und warten. In welche Richtung werden meine beiden Lieblingsmenschen
weitergehen, welchen Weg werden sie einschlagen? Und sie sind schon wieder
total begeistert, weil ich so brav auf der Stelle verharre. Na ja, eigentlich
bin ich schon ungeduldig, weil sie ein aus Hundesicht so extrem langsames Tempo
an den Tag legen, aber das müssen sie ja nicht wissen. Ich werde gelobt und
schon geht es weiter.
So, jetzt muss ich zur
Abwechslung mal für Unterhaltung sorgen. Da liegt ja schon was Brauchbares, ein
wunderbarer Ast. Den packe ich, renne damit, schüttle ihn, bis die Fetzen,
besser gesagt, die Rindenstückchen durch die Gegend fliegen. Ein Knacken, da
sind es zwei Teile. Noch ein bisschen zerkleinern, dann ist die Arbeit
erledigt. Tote Beute liegen lassen und auf zu neuen Abenteuern!
Wir stapfen weiter durch den tief
verschneiten Winterwald. Ab und zu muss ich mein Näschen tief in den lockeren
Schnee stecken, um Gerüche aufzunehmen, zum Beispiel von Mäusen. Die werden
wohl an so einem Tag nicht aus ihren Löchern kriechen, diese Weicheier. Da sind
wir Hunde aus ganz anderem Holz geschnitzt!
Hey, Moment mal, da hat sich doch
gerade etwas bewegt! Und ein interessanter Duft dringt an mein Riechorgan, ein
sehr interessanter. Das riecht ganz nach einem dieser großen Hüpfinsfeld, auch
Rehe genannt. Dem muss ich doch gleich mal nachgehen und blende kurzfristig
aus, dass ich nicht alleine unterwegs bin. Tempo etwas zulegen, in den
Jagdmodus gehen, doch irgendwas klopft da an mein Hörzentrum im Gehirn an,
formt sich schön langsam zu einem bekannten Wort: Komm! Und dann noch
deutlicher: Alexa, komm her! Oh, verdammt, was soll ich jetzt machen? Den
begnadeten Jäger raushängen lassen oder doch wieder den gehorsamen, braven
Labrador. Ich entscheide mich für Letzteres, drehe schweren Herzens um, setzte
mein Grinsegesicht auf und laufe, nicht allzu rasch, aber doch bestimmt, zurück
zu meinen Leuten. Und die freuen sich natürlich, dass ich so ein lieber,
braver, gehorsamer Wuff bin. Und ganz ehrlich gesagt, ich bin auch glücklich
damit.
Ja, so geht ein wunderbarer,
erlebnisreicher und harmonischer Spaziergang zu Ende. Folgsamkeit auf meiner
Seite, Vertrauen auf der Menschenseite, das sind die Grundlagen dafür. Daheim
angekommen, verziehe ich mich ins wohlig weiche und warme Körbchen und mache
mal ein ausgiebiges Nickerchen. Da kann ich die Erlebnisse verarbeiten, und
manchmal denke ich daran, wie die Spaziergänge und Wanderungen früher waren,
gemeinsam mit Rania.
So long und bis bald, eure Alexa!