Montag, 22. Januar 2018

Hündisch unterwegs



Hallo Leute! Also jetzt muss ich mich doch wieder einmal melden. Mittlerweile ist schon einige Zeit vergangen und ich gewöhne mich schön langsam an das Alleinsein. Na ja, also so ganz alleine bin ich natürlich nicht. Frauchen und Herrchen kümmern sich eh um mich, sind für mich da, kraulen mich, knuddeln mich und haben mich einfach ganz viel lieb. Aber, was soll ich sagen, Rania fehlt mir halt doch noch immer. Ich war niemals zuvor alleine, zunächst die Geschwisterchen und dann Rania. Aber das Leben muss weitergehen, wie die Menschen so schön sagen.
Jetzt will ich mal was erzählen vom Spazierengehen oder Wandern, und zwar, so, wie ich es mir vorstelle. Das letzte Mal, als ich mit Frauchen und Herrchen unterwegs war, ist das schon sehr nahe am Idealzustand gewesen. Nach einer kurzen Fahrt ist die Box im Auto geöffnet worden. Natürlich warte ich als wohl erzogener Hund, bis ich raus darf. Nach einem freundlichen „Komm“ von Herrchen bin ich in die Freiheit gehüpft. Und das war doch tatsächlich Freiheit, weil nämlich, keine Leine, die meinen Bewegungsspielraum einschränkte. Sofort machte ich mich daran, die Gegend zu erkunden. Aber: selbstverständlich nur in einem gewissen Radius. Weil, ich weiß ja, was sich gehört! Links laufen, rechts laufen, vor und zurück, hier mal nachsehen, dort die Nase in den Schnee stecken. Kurz gesagt, alles mal so richtig abchecken. Frauchen und Herrchen gehen den Weg, geben die Richtung vor, und ich weiß natürlich ständig, wo sie sind. Denn ich bin auf alle Fälle Multitasking-fähig, ich kann gleichzeitig herumschnüffeln und auf meine Zweibeiner achten! Die beiden sind manchmal aber ganz schön gefinkelt - oder sie glauben es zumindest zu sein. Offensichtlich haben sie mich beobachtet und in dem Moment, wo sie dachten, dass ich nicht aufpasse und in meine Tätigkeit total vertieft bin, haben sie sich versteckt. Ha, da haben sie die Rechnung aber ohne den Wirt gemacht! Die waren noch nicht mal richtig hinter dem Baumstamm verschwunden, als ich schon angetrabt kam - natürlich mit freudigem Gesicht und schwanzwedelnd, obwohl ich sie eigentlich fragen sollte, für wie dumm sie mich halten. Aber sollen sie ihre Freude dran haben und mich streicheln, weil ich so rasch zu ihnen gekommen bin. Menschen sind so leicht zu begeistern!

So, jetzt stehe ich vor einer richtigen Herausforderung: eine Wegkreuzung. Ich bin zwar wahnsinnig intelligent, aber Gedankenlesen kann ich doch noch nicht (auch wenn ich manchmal den Eindruck erwecke). Also heißt die Devise erst mal stehen bleiben und warten. In welche Richtung werden meine beiden Lieblingsmenschen weitergehen, welchen Weg werden sie einschlagen? Und sie sind schon wieder total begeistert, weil ich so brav auf der Stelle verharre. Na ja, eigentlich bin ich schon ungeduldig, weil sie ein aus Hundesicht so extrem langsames Tempo an den Tag legen, aber das müssen sie ja nicht wissen. Ich werde gelobt und schon geht es weiter.
So, jetzt muss ich zur Abwechslung mal für Unterhaltung sorgen. Da liegt ja schon was Brauchbares, ein wunderbarer Ast. Den packe ich, renne damit, schüttle ihn, bis die Fetzen, besser gesagt, die Rindenstückchen durch die Gegend fliegen. Ein Knacken, da sind es zwei Teile. Noch ein bisschen zerkleinern, dann ist die Arbeit erledigt. Tote Beute liegen lassen und auf zu neuen Abenteuern!

Wir stapfen weiter durch den tief verschneiten Winterwald. Ab und zu muss ich mein Näschen tief in den lockeren Schnee stecken, um Gerüche aufzunehmen, zum Beispiel von Mäusen. Die werden wohl an so einem Tag nicht aus ihren Löchern kriechen, diese Weicheier. Da sind wir Hunde aus ganz anderem Holz geschnitzt!
Hey, Moment mal, da hat sich doch gerade etwas bewegt! Und ein interessanter Duft dringt an mein Riechorgan, ein sehr interessanter. Das riecht ganz nach einem dieser großen Hüpfinsfeld, auch Rehe genannt. Dem muss ich doch gleich mal nachgehen und blende kurzfristig aus, dass ich nicht alleine unterwegs bin. Tempo etwas zulegen, in den Jagdmodus gehen, doch irgendwas klopft da an mein Hörzentrum im Gehirn an, formt sich schön langsam zu einem bekannten Wort: Komm! Und dann noch deutlicher: Alexa, komm her! Oh, verdammt, was soll ich jetzt machen? Den begnadeten Jäger raushängen lassen oder doch wieder den gehorsamen, braven Labrador. Ich entscheide mich für Letzteres, drehe schweren Herzens um, setzte mein Grinsegesicht auf und laufe, nicht allzu rasch, aber doch bestimmt, zurück zu meinen Leuten. Und die freuen sich natürlich, dass ich so ein lieber, braver, gehorsamer Wuff bin. Und ganz ehrlich gesagt, ich bin auch glücklich damit.
Ja, so geht ein wunderbarer, erlebnisreicher und harmonischer Spaziergang zu Ende. Folgsamkeit auf meiner Seite, Vertrauen auf der Menschenseite, das sind die Grundlagen dafür. Daheim angekommen, verziehe ich mich ins wohlig weiche und warme Körbchen und mache mal ein ausgiebiges Nickerchen. Da kann ich die Erlebnisse verarbeiten, und manchmal denke ich daran, wie die Spaziergänge und Wanderungen früher waren, gemeinsam mit Rania.

So long und bis bald, eure Alexa!

Montag, 1. Januar 2018

Das Licht ist erloschen


Hallo Leute! Diesmal ist es sehr schwer für mich, einen Beitrag zu verfassen. Gestern war Jahresende. Und für meine Rania war es das Lebensende. Vor einiger Zeit habe ich euch geschrieben, dass es Abend wird, jetzt ist die Nacht hereingebrochen. Die Kerze ist erloschen, es ist dunkel, rundum herrscht Leere. Rania ist nicht mehr. Sie hat gekämpft, hat sich gegen den Krebs aufgelehnt, sich gewehrt, letztendlich aber doch verloren. Fast vier Jahre habe ich meine Rania gekannt, wir waren unzertrennlich, auch wenn wir die letzten paar Monate schon oft getrennte Wege beim Spazierengehen genommen haben, weil Rania nicht mehr so viel Kraft hatte. Aber am besten lasse ich jetzt mal Herrchen zu Wort kommen.

Ja, Lexi, Rania war der zweite Hund von Frauchen und mir, vorher bereicherte schon der Spaniel Gina über 12 Jahre unser Leben. Als wir sie einschläfern lassen mussten, betrat kurze Zeit später ein semmelblonder Wirbelwind unser Leben. Das erste Mal sahen wir sie, als sie mit vielen, vielen Geschwisterchen in einem Stall im Stroh herumwuselte und es dauerte nicht lange, bis sie bei uns einzog. Es war der 2. Jänner 2007, als ein schüchtern anmutender Labradorwelpe vorsichtig sein neues Zuhause betrat. Tja, die Schüchternheit legte Rania sehr rasch ab, der Christbaum zum Beispiel wurde schon am nächsten Tag vorsichtshalber entsorgt. Der Schalk saß ihr im Nacken, überall war sie dran, wusste nicht, wie sie ihre unbändige Energie loswerden sollte, nagte nicht nur an Sesselbeinen und Mauerkanten, sondern auch an diversen Fingern, Ohrläppchen und was ihr sonst noch so zwischen die spitzen Welpenzähne kam. Frauchen und ich waren ziemlich gefordert mit dem Jungspund nach der ruhigen Zeit mit der schon sehr gesetzten Spanieldame. Aber schon bald kam Ranias tatsächlicher Charakter zum Durchbruch und sie entwickelte sich zu dem Sonnenschein und Schmusehund, als der sie uns in Erinnerung bleiben wird. Wenige Monate war sie alt, als sie mich schon in die Schule begleitete und zum Maskottchen meiner Klasse wurde. Und natürlich begeisterte sie auch die Schulkinder von Frauchen immer wieder.
Schon von Beginn an hatten Frauchen und ich beschlossen, dass ein so großer Hund wie Rania unbedingt eine Schule besuchen muss. Im Frühjahr war es dann so weit: Bei strömendem Regen und eher im Schlamm als auf Gras absolvierte sie ihre erste Unterrichtsstunde auf dem Trainingsplatz des Hundevereins ins Groß Siegharts. Ja, und daraus wurde dann so viel mehr. Rania lernte immer weiter beim Gehorsam (obwohl das nie so ganz ihr Spezialgebiet wurde), war bei den Pionieren der Breitensportgruppe, lernte mit großer Begeisterung das Fährten, war fast bis zum Schluss Mitglied der Hundestaffel und schnupperte noch in viele andere Dinge hinein, wie zum Beispiel in das Dummy Apportieren, das Frisbeespielen oder das Dogdancing. Sie war der erste Vereinshund, der bei einem Breitensport-Turnier antrat und gleich den dritten Platz (trotz einiger Patzer) eroberte. Ja, beim Breitensport habe ich mit der Maus Vieles erlebt, so auch einmal den dritten Platz in der Cup-Gesamtwertung oder auch als wir uns etwa des Nachts vor einem Turnier im Zelt frierend und zitternd aneinander kuschelten.
Rania war immer dabei, sei es in Kaffe- und Gasthäusern, sei es in der Schule, sei es bei Ausflügen, Wandertagen oder im Urlaub. Schon als Pubertierende war sie in Krems unterwegs, lernte in ihrem ersten Sommer die Donau mit ihren für sie mächtig beeindruckenden Wellen kennen und schwamm mit mir um die Wette. Den ersten Urlaub verbrachten wir in Kleinarl, wo Rania schon am ersten Tag lernte, dass in diversen Zäunen Strom fließt, und dass Frauchen und ich nach einer achtstündigen Bergtour müde sind - im Gegensatz zu ihr. Auch der letzte Urlaub führte sie - wie alle anderen - in die Berge, diesmal nach Rauris. Da ging es dann schon etwas mühsamer, nicht zuletzt weil sie bereits seit einiger Zeit nichts mehr sehen konnte, da sich leider aufgrund einer Erbkrankheit ihre Netzhaut abgebaut hatte. Sie kompensierte das aber sehr gut durch ihrem bestens ausgeprägten und ausgebildeten Schnüff.
Immer und überall war Rania ein gern gesehener Gast, nicht zuletzt aufgrund ihres freundlichen Wesens. Sie ging sofort auf jeden zu, war nie aggressiv, ließ sich streicheln und knuddeln. Menschen waren für sie das Größte, vor allem, wenn sie auch noch Futter dabei hatten. Deswegen machte ich mit ihr auch die Therapiehunde-Ausbildung. Des öfteren war sie in Pflegeheimen zu Besuch und brachte den alten Mensche viel Freude.
So Vieles ließe sich noch erzählen, so viele schöne Erinnerungen gibt es. Anderes verblasst oder ich lache heute darüber, wenn sie zum Beispiel bei Prüfungen gezeigt hat, dass sie von Unterordnung nicht allzu viel gehalten, sondern lieber den Kasperl raushängen lassen hat. Gleichwohl ist Rania eigentlich daran „schuld“, dass ich Hundetrainer geworden bin. Sie war bei all meinen Ausbildungen live dabei und musste auch immer wieder als Versuchskaninchen für Trainingsmethoden herhalten.
Rania war und ist mein und Frauchens Seelenhund - so wie auch du, Alexa.

Rania hat also den Weg über die Regenbogenbrücke genommen, sie ist jetzt in einer anderen Welt und hat keine Schmerzen mehr. Auch wenn ich es als Hund nicht so zeige wie ihr Menschen, auch wenn ich nicht weinen kann, auch mir fehlt meine Rania. Doch auch wenn ihr Körper gegangen ist, wenn ihr Trapsen und ihr Bellen nie mehr zu hören sein wird, ihr Geist wird immer bei uns sein. Das Haus wirkt leer, es fehlt ein ganz wichtiger Teil, doch solange wir an unsere Rania denken, so lange wird sie bei uns sein und in unserer Mitte weiterleben.

So long und bis bald, eure Alexa.