So, jetzt aber
zurück zum Thema, ich verplappere mich schon wieder. Wir üben also für eine
Prüfung und da gibt es eben verschiedene Dinge, die man können sollte. Eines
davon ist das sogenannte Voransenden. Begleitet mich nun auf kleine Zeitreise.
Wir blicken zurück, als wir mit dieser Übung begonnen haben. Und da ist mein
liebes Herrli gerade not so amused über mein gezeigtes Verhaltensrepertoire.
Also Folgendes: Es geht um mein Spielzeug. Wie der Name schon sagt, dient es
dazu, um damit zu spielen! Ja, und jetzt hat Herrchen die raffinierte Idee,
dass ich dann spielen darf, wenn ich vorher das, was er mir ansagt, richtig
ausgeführt habe.
Da marschieren
wir also gemeinsam über den Hundeplatz. Plötzlich sagt Herrchen „Sitz!“ Na, ich
lasse mich selbstverständlich sofort auf meinen Allerwertesten nieder. Ich weiß
ja, was sich gehört. Herrchen geht weiter, nimmt das Spielzeug mit. Herrchen
bleibt in einiger Entfernung stehen, legt das Spielzeug auf den Boden. Herrchen
geht wieder in meine Richtung retour. Ich denke mir: Okay, Sitz habe ich
gemacht, jetzt krieg ich das Spielzeug, stehe auf und setze mich in Bewegung.
Aber was passiert? Herrchen ruft - etwas aufgebracht - Sitz und deutet mit dem
Finger nach oben. Ich natürlich wohl erzogener Labrador, pflanze meine fünf
Buchstaben gleich wieder auf die Wiese. Man will sich schließlich keinen
gröberen Verweis einhandeln, obwohl mein Herrchen in der Regel eh ein ganz
Lieber ist. Kaum also ist Herrli bei mir angekommen, murmelt er ein halbherziges
„Brav“ und - sagt „Fuß“ und - dreht um! Echt jetzt, das Spielzeug liegt da
vorne! Hallo!! Sehnsüchtig schaue ich noch einmal zurück, die Reaktion ist ein
„Nein, Fuß!“ Na gut, okay. Er wird schon seine Gründe haben. Außerdem rückt er
ein Leckerli raus, wenn ich brav mitgehe.
Also gut, wir
marschieren so vor uns hin, bis Herrchen wieder umdreht - ich natürlich im
Schweinsgalopp mit, hab ja den viel weiteren Weg rund um ihn - und wir uns
endlich wieder in die richtige Richtung bewegen. Ich kann‘s kaum erwarten. Erst
als wieder ein „Fuß“ an mein Ohr dringt, merke ich, dass ich schon ein Stück
weiter vorne bin. Wieder zurück zum Start.
Und irgendwann
bleibt Herrchen unvermutet stehen, deutet mit dem rechten Arm nach vorne und
sagt „Voran“. An dieser Stelle muss ich einwerfen und gestehen, dass ich dieses
Wort zu diesem Zeitpunkt nicht zum ersten Mal höre. Das hat Herrli schon ein
bisschen geübt mit mir. Also „Voran“ und ich zische ab wie der geölte
Pfitschipfeil, denn ich weiß, jetzt heißt es rennen. Und außerdem liegt da
vorne mein heiß geliebtes Spielzeug.
Oh ja, herrlich,
so durch die Gegend zu sausen, Gras und Erde spritzen unter den Hinterläufen
weg, die Ohren fliegen im Wind. Apropos Ohren. Da war doch gerade was.
Irgendwas ist da von weit hinten gekommen, klingt wie Herrchens Stimme, dringt
nur verstümmelt in meine Gehörgänge und hat sich entfernt nach so etwas wie
„Platz“ angehört. Ach was, das kann nicht sein, hatten wir ja noch nie!
Zumindest nicht, wenn es vorher „Voran“ geheißen hat. Also, drauf gesch...
Weiter im Galopp, Spielzeug erlegen, packen, umdrehen und zurückrennen zu
Herrchen, dann gibt‘s ein Gerangel und eine Gaudi.
Aber was soll
das? Kaum angekommen, nimmt er mir nur das Spielzeug weg, schüttelt den Kopf,
sagt irgendeinen botanischen Ausdruck, der sich wie „Schwammerl“ anhört, und
wir beginnen das ganze Spiel nochmal von vorne.
Während ich
abermals im Sitz zurückbleibe, kann ich nachdenken über die Gesamtsituation.
Offenbar war das doch ein „Platz“, was ich da gehört habe. Und offenbar soll die
Übung so ausschauen, dass ich zunächst renne und mich dann, wenn das Kommando
kommt, sofort auf den Bauch haue und liegen bleibe bis auf Widerruf. Ah ja,
wahrscheinlich haben wir das deswegen beim Spazierengehen des Öfteren gemacht:
Herrchen hat gesagt „Lauf“und kaum habe ich mich über die gewonnene Freiheit
gefreut, ist ein „Platz“ nachgekommen. Nach ein paar mehr oder weniger
gelungenen Versuchen habe ich schließlich kapiert, dass dann gespielt wird,
wenn ich mich hingelegt habe.
Jetzt die große
Erleuchtung: Das also ist“Voran“. Rennen und dann, wenn es verlangt wird,
hinlegen. Na gut, soll mir Recht sein. Wenn ich im Anschluss entsprechend
bezahlt werde, mach ich‘s.
Nächster
Versuch: Herrchen sagt „Voran“, ich renne. Kurz drehe ich mich mal um, damit ich
mich versichere, dass ich auch nichts überhört oder übersehen habe. Okay, laut
Gesichtsausdruck und Herumgefuchtel von Herrli soll ich das auch nicht machen.
Weiterennen. Oh ja, da liegt schon mein Spielzeug und ich höre das „Platz“ und
ich falle um und schaue zu Herrchen. Der ist ganz begeistert. Ich auch, ich
hab‘s gecheckt! Und jetzt darf ich wirklich mein Spielzeug aufnehmen und darf
es zurückbringen und Herrchen jubelt und spielt mit mir! Yeah, das Leben ist
ein Hit!
Ganz
verschweigen will ich - bevor ich zum Ende komme - nicht, dass die Übung so
noch nicht ganz perfekt war. Nach einigen Wiederholungen habe ich begriffen,
dass ich nicht beim Spielzeug, sondern schon ein Stückchen vorher liegen
bleiben soll. Und als schon etwas erfahrener Hund weiß ich, dass es an dem
einen Tag der Prüfung kein Spielzeug gibt, dass es keine Leckerli gibt, dass es
nur ab und zu ein Lob gibt. Aber was soll‘s, wir Hunde haben trotzdem unserem
Spaß und wenn‘s die Menschen freut, das so zu machen, meinetwegen. Sie sind ja großteils
ganz in Ordnung.
Das war‘s für
dieses Mal. Ich hoffe, meine geneigten Leser konnten wieder Lehrreiches
mitnehmen. So long und bis zum nächsten Mal, eure Alexa!
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