Dienstag, 15. August 2017

Mit allen Sinnen






Hallo Leute! Heute möchte ich wieder mal ein Thema besprechen, bei dem ihr so richtig was lernen könnt. Lebewesen haben Sinne und nutzen diese, um Informationen aus ihrer Umwelt aufzunehmen. Insgesamt zählt man fünf dieser Sinne, manche behaupten sogar, dass wir Hunde mindestens noch einen sechsten Sinn haben. Welcher das ist? Da werden wir später noch darauf zu sprechen kommen. Wenden wir uns nun zunächst den gängigen Sinnen zu und was uns Hunde dabei besonders auszeichnet. So nebenbei erwähnt, ihr merkt natürlich an meinem Tonfall schon, dass es diesmal so eine richtige Uni-Vorlesung wird! Bitte bleibt trotzdem dabei. Okay? Also dann, gehen wir’s an.
Nach allgemeiner - vor allem menschlicher - Auffassung ist unser am wenigsten ausgeprägter Sinn der Geschmackssinn. Oh ja, wir haben ihn, auch wenn es kaum zu glauben ist. Aber ihr müsst bedenken, dass wir auch Aasfresser sind - beziehungsweise unsere Ahnen waren es - und dementsprechend weniger heikel. Das heißt aber nicht, dass wir in der Beziehung gar nichts wahrnehmen. Jedoch sind wir nicht solche Gourmets wie Frauchen oder Herrchen.

Nun gut, the next one: der Tastsinn. Er ist der erste, der in unserer Entwicklung als kleines Lebewesen erwacht, ist es doch wichtig über das Wärmeempfinden zu Mama zu finden, denn sehen können wir ja noch nichts. Auch später fühlen wir natürlich mit unserem ganzen Körper. Warum sonst solltet ihr uns wohl stundenlang kraulen! Unsere Ballen sind, obwohl sehr dick und gut isoliert, äußerst empfindlich und wir spüren ganz genau, wo wir hintappen. Und dann wären da noch unsere Schnurrhaare. Na, schnurren können wir Hunde zwar nicht, aber wir haben sie gleich platziert wie unsere Lieblingsfeinde, die Katzen, und sie haben die gleiche Funktion. Und sie sind wirklich, wirklich, wirklich sehr empfindlich. Also rupft bitte nicht daran herum und reißt sie uns schon gar nicht aus. Ja echt, manche Menschen sind so „lustig“. So, und bei uns Hunden heißen sie ja eigentlich auch Tasthaare (damit jede Verwechslung mit Katzen ausgeschlossen ist)!

Schauen wir uns als nächstes den Sehsinn an. (Ha, war das ein cooles Wortspiel?). Ihr Menschen gehört ja rein biologisch zu den Affen. Na, Primaten klingt besser. Ihr seid Augentiere, das Sehen ist euer wichtigster Sinn. Auch wir Hunde sehen nicht so übel, aber doch anders als ihr, angepasst an unsere ursprüngliche Bestimmung als Beutegreifer. So haben unsere Augen zwei Spezialisierungen, die besonders für diese Anforderungen ausgerichtet sind. Zum einen reagieren wir vornehmlich auf Bewegungsreize und können dabei auch mehr Einzelbilder pro Sekunde auflösen als ihr Menschen, das heißt, wir tun uns leichter, schnelle Bewegungen aufzulösen. Zum anderen haben wir mehr Sinneszellen für Hell-Dunkel als für Farben, weil wir - als wir noch Wölfe waren - unsere Beute auch in der Dämmerung gut wahrnehmen können mussten. Auf der anderen Seite sehen wir zum Beispiel in der Nähe sehr unscharf oder können Rot und Grün nicht als Farben unterscheiden (brauchten wir ja früher auch nicht zu können, weil wir als Fleischfresser keine reifen Früchte erkennen mussten).

Auch wenn es manche von euch zum Beispiel in Bezug auf das Rufen von uns nicht glauben mögen: Wir haben auch einen gut ausgeprägten Gehörsinn! Oh ja, wir können sogar mehr wahrnehmen als ihr, da wir tiefer hinunter hören können - in den sogenannten Infraschall - und auch weiter hinauf in den Ultraschall, was bekannter ist. Da gibt es ja die berühmten Hundepfeifen, deren Ton im hohen Frequenzbereich wir hören, ihr aber nicht. Großer Vorteil: Wir können uns immer darauf ausreden, dass das Pfeiferl kaputt ist, wenn wir nicht reagieren. Überprüfen könnt ihr das eh nicht! Wenn ihr uns genau beobachtet, dann werdet ihr sehen, dass wir unsere Ohren ganz gut in verschiedene Richtungen bewegen können. Das hat den großen Vorteil, dass wir dadurch sehr genau ausmachen kommen, wo sich eine Schallquelle befindet.

So, zu guter Letzt nun zu unserem besten und wichtigsten Sinn, zu unserem Vorzeigesinn: das Riechen. Wir Hunde haben ein sehr ausgeprägtes Näschen, das uns im Alltag wertvolle Dienste leistet. Da Menschen alles und jedes genauestens untersuchen, haben sie schon herausgefunden, dass in unserem Gehirn ein ganz großer Teil dem Verarbeiten der Riecheindrücke gewidmet ist, das ist der sogenannte Riechkolben. Die Informationen werden durch Millionen von Riechzellen in unserer Riechschleimhaut aufgenommen, die besten unserer Art kommen dabei auf rund 200 Millionen! Aber nicht genug damit. Es gibt noch ein weiteres Organ, das Vomeronasalorgan oder auch Jacobson’sches Organ. Damit können wir noch zusätzlich Düfte und Gerüche aufnehmen und verarbeiten, indem wir sie in unserem Speichel auflösen. Sehr praktisch, wenn zum Beispiel Rüden den Urin läufiger Hündinnen untersuchen. Ich gebe es ja zu, dieses Organ haben auch andere Tiere, aber bei uns Hunden ist es natürlich etwas ganz Besonderes! Und noch etwas: Wir können stereo riechen, also bei einer Duftspur schon durch die Unterschiede, die wir durch das linke oder rechte Nasenloch aufnehmen, entscheiden, in welche Richtung es weitergeht. Und so ganz nebenbei gesagt: Wenn wir wirklich intensiv schnüffeln, ist das Hochleistungssport, schon allein, wenn man bedenkt, dass wir dabei in der Minute bis zu 60 Liter Luft einsaugen und verarbeiten.
Zum Abschluss noch ein Wort zu dem uns oft zugesprochenen sechsten Sinn. Ich will da jetzt ganz ehrlich sein: Wir haben ihn nicht. Wir haben einfach nur alle unseren üblichen Sinne geschärft. Und wir sind sehr gute Beobachter. Das heißt, wir interpretieren euer Verhalten zumeist schon, ehe es euch selbst wirklich bewusst ist. Das ist das Geheimnis, keine Hellseherei.

Okay, damit ist meine heutige Universitätsvorlesung zu Ende und Professorin Doktorin Alexa meldet sich ab. So long und bis zum nächsten Mal!