Mittwoch, 21. Juni 2017

Spielen und toben und warum wir es tun



 Hallo Leute! Der Hund ist dort ganz Hund, wo er spielt. Da schaut ihr, was? Ich, Alexa, kann Schiller zitieren, zumindest so ungefähr. Das hat man als aufmerksamer Labrador davon, wenn das Herrchen Deutschlehrer ist. So, aber jetzt zum Thema: Diesmal geht es um das Spielen, wie wichtig es ist für uns Hunde, für die Beziehung zu Herrchen und Frauchen, was man alles spielen kann, wie man richtig spielt, wie wir Hunde untereinander spielen und so weiter und so fort. Also eine ganze Menge Stoff steht heute wieder auf dem Plan.
Dann mal los! Was ist eigentlich das Spielen? Na ja, kurz gesagt, der Gegenteil zum Ernst des Lebens. Ich nehme mal ein Beispiel, und zwar das Jagen. Entdeckt ein Beutegreifer - und wir Hunde gehören ja auch immer noch irgendwie dazu - ein Jagdobjekt, dann läuft ein Verhaltensprogramm ab. Es reicht vom Fixieren, über das Anschleichen und Hetzen bis zum Packen und dem finalem Tötungsbiss. Klingt jetzt sehr brutal, aber von irgendwas muss man schließlich leben. So nebenbei gesagt, ihr Menschen habt das Töten von Tieren ausgelagert, zum Beispiel in die Fleischerei. Und wir Hunde kriegen unser Futter auch fixfertig in den Napf.
Und jetzt zum Spiel: Wenn wir einander zum Beispiel in der Welpenspielstunde jagen, dann gehört das auch in das oben erwähnte Schema. Was natürlich - hoffentlich - fehlt, das ist der letzte Biss. Der wird höchstens einmal angedeutet. Und jetzt etwas ganz Wesentliches: Wenn das Verhaltensschema nicht in allen Phasen durchlaufen wird, wenn vor allem das Ende fehlt, und wenn die Rollen von Jäger und Beute immer wieder wechseln - dann ist es ein Spiel. Wird zum Beispiel nur ein Hund immer wieder gejagt und in die Enge getrieben, möglicherweise sogar von mehreren anderen, dann ist das kein Spiel mehr, dann ist das Mobbing. Und da kommt euch, liebes Frauchen und Herrchen, eine wichtige Rolle zu: Da müsst ihr das Opfer unterstützen, das vermeintliche Spiel, das schon ernst geworden ist, sofort unterbrechen. Es gibt kein „Die machen sich das schon aus!“. Es gibt eure Verantwortung eurem Hund gegenüber!
Richtiges Spielen ist auch wichtig für die Entwicklung des gegenseitigen Verständnisses, für die Sozialisation. In der ungezwungenen Interaktion lernen wir die hündische Gestik, Mimik, Körper- und Lautsprache kennen und einschätzen. Ein immens wichtiger Faktor für unser späteres Leben, um in alltäglichen Hundebegegnungen richtig reagieren zu können.


Natürlich spielen auch erwachsene Hunde miteinander, jedoch kommen dabei noch weitere Funktionen mit hinein. Da geht es immer zugleich um ein gegenseitiges Abtasten und Einschätzen. Wenn sich zwei gut kennen, dann geht dabei genauso die Post ab, wie bei den ungestümen Welpen.
An dieser Stelle wieder ein großes Aber an euch Menschen: Lasst uns nicht miteinander spielen, wenn wir an der Leine sind (Ich habe das in einem anderen Beitrag schon einmal erwähnt). Das geht oft nicht gut aus, weil wir in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind und nicht so reagieren können, wie wir wollen oder sollten. Daraus entsteht dann Streit, der im Extremfall beim Tierarzt endet. Das muss nicht sein!
So, das war also das Spiel (oder Nicht-Spiel) unter Hunden. Kommen wir nun zum sehr wichtigen Mensch-Hund-Spiel. Nichts fördert die Beziehung und die Bindung so stark, wie gemeinsames Spielen und Herumtollen. Das beginnt natürlich schon im Welpenalter. Da hat es noch eine weitere ganz wichtige Funktion, nämlich die Beißhemmung aufzubauen. Als Welpen greifen wir natürlich alles an und halten es fest, untersuchen es, beknabbern es. Was euch die Hände sind, das ist uns das Maul. Na ja, und unsere Welpenzähnchen sind eben sehr spitz und scharf. Als wir sie im Spiel bei unseren Geschwistern eingesetzt haben, war da auch ein Fell zwischen Zähnen und Haut. Das fehlt bei euch - und das müssen wir lernen. Also: Ein kurzes „Au!“, wenn wir zu grob werden, das kapieren wir sehr rasch. Wieder was gelernt.


Spielen, das heißt nicht nur einem Ball hinterher zu jagen. Klar, das gehört auch dazu, macht Spaß und das Adrenalin fließt in Strömen. Die Beziehung wird dadurch jedoch kaum gefördert. Das geschieht durch gemeinsames Spiel. Das Spielzeug bleibt bei Herrchen und Frauchen, da wird gerangelt und gezerrt, ihr könnt mal damit davonlaufen, ihr könnt das Spielzeug über den Boden ziehen (das ist dann der Hase), ihr gewinnt mal, das andere Mal gewinnen wir. Wenn ihr es richtig macht, dann kommen wir immer wieder mit dem Spielzeug zu euch, denn wir wollen ja weitermachen, Spaß haben. Und so setzt sich das minutenlang fort, bis wir beide - Hund und Mensch - erschöpft und glücklich sind. Das Spiel sollte dann zu Ende sein, wenn es noch so richtig Spaß macht. Okay, diese Entscheidung überlassen wir euch. Da sind wir Hunde doch wie kleine Kinder und wissen nie, wann es genug ist.


Zum Abschluss noch etwas: Ihr könnt natürlich das Spielen auch mit dem Training verbinden. Bekanntlich lernt man am besten, wenn Freude dabei ist. Mal ein kurzes Sitz, Platz oder was auch immer dazwischen - und dann geht es wieder weiter mit dem Herumtoben! Spielen als Bestätigung für gut gemachte Übungen. Was gibt es Cooleres!


Eines noch: Habt keine Hemmungen, werdet zu Kindern, lasst die Sau raus, egal, wie das für andere ausschaut. Rennt und hüpft herum, quietscht und kreischt, wälzt euch über den Boden. Im Spiel mit eurem Hund könnt ihr euch so richtig gehen lassen. Wenn danach beide - Hund und Mensch - keuchend und zufrieden davontrotten, dann war es richtig!

So long und bis bald, eure Alexa!

Mittwoch, 7. Juni 2017

Bevor's und wenn's mal zwickt - Beim Tierarzt


Hallo Leute! Diesmal geht es um ein wichtiges Thema, nämlich die Gesundheit, die richtige Vorsorge und was man sonst noch so alles beachten muss. Das ist natürlich ein weites Feld und ich kann hier nur einige wichtige Aspekte ansprechen. Ich bin zwar ein äußerst kluger und gebildeter Labrador, aber in diesem Zusammenhang habe ich mich doch an Silke, die Tierärztin meines Vertrauens, gewandt und ihr ein paar Fragen gestellt. Ich hoffe, bei dem folgenden Interview kann der geneigte Leser / die geneigte Leserin (man beachte, wie ich gendere) viel Wissenswertes und Interessantes erfahren.


Alexa: Hallo, Silke. Was würdest du mir, einem dreijährigen, sehr aktiven Labrador, als Tierärztin empfehlen?
Silke: Hallo Alexa, wichtig ist, dass du ein gutes, hochwertiges Futter gefüttert bekommst. Aber natürlich nicht zu viel, wir wollen ja, dass du schön schlank und sportlich bleibst! Deine Gelenke werden es dir danken. Viel Bewegung ist absolut ideal für Mensch und Hund. Also schnapp dein Herrchen und geh mit ihm laufen, Rad fahren, Inline skaten (auch Inline Dogging genannt – das liebe meine Hunde, da müsstest du dich mal mit Josy, Duke und Diego unterhalten) oder auch schwimmen! Dann bleibt ihr beide fit bis ins hohe Alter!



Alexa: Na, da wird ich gleich mal mit Herrchen reden. Nur dastehen und mich um die Frisbee-Scheiben laufen lassen, das geht gar nicht. Zurück zum Thema: Wenn ein Hund auf die Welt kommt, was sind denn da die ersten tierärztlichen Tätigkeiten?
Silke: Liebe Alexa, zuerst wird einmal kontrolliert, ob alle Welpen gesund auf die Welt gekommen sind bzw. ob alle Nachgeburten vorhanden sind. Ab einem Alter von 4 Wochen finden dann die ersten Wurmkuren statt. Ab der 6. Lebenswoche kann dann eine Puppy Impfung (Staupe + Parvo) verabreicht werden. Die meisten Züchter machen hier gleich eine Kombinationsimpfung im Alter von 8 Wochen (Staupe + Parvo + Zwingerhusten + Hepatitis + Leptospirose) inklusive Tierkennzeichnung (Chippen).




Alexa: Ja, das hab ich auch alles bekommen, da war meine Züchterin schon sehr dahinter. Wie schaut es generell mit dem Thema Impfungen aus?
Silke: Liebe Alexa, Impfungen sind sehr wichtig, v.a. die Grundimmunisierungen im Welpenalter. Laut neuestem Standard gilt: so viel wie nötig, jedoch so wenig wie möglich. Impfungen, die mittlerweile alle 3 Jahre geimpft werden können sind Tollwut, Staupe, Parvo und Hepatitis. Lediglich jährlich stattfinden sollten noch die Leptospirose und die Borreliose Impfung.

Alexa: Liebe Silke, als Tierärztin bist ja tagtäglich mit allem Möglichen konfrontiert. Was sind denn deiner Erfahrung nach die häufigsten Wehwehchen, mit denen Hunde zu dir kommen? Silke: Liebe Alexa, die häufigsten Wehwehchen sind sicher einmal das Übergewicht (sofern man es als Wehwehchen bezeichnen darf), Erbrechen / Durchfälle (durch Parasiten oder schlechtes Futter), Hautprobleme (wie Allergien oder Ektoparasiten) und leider auch diverse Unfälle (Autounfall, Stürze, etc).

Alexa: Ja, ja, Allergien kenne ich leider auch, ebenso Rania. Im Allgemeinen bin ich ja nach wie vor sehr lustig und energiegeladen. Herrchen bezeichnet mich zeitweilen als wilde Henne oder narrische Gurke. Falls ich mich dabei mal verletze, was sind deine tierärztlichen Empfehlungen?
Silke: Liebe Lexi, wenn du dich mal wirklich verletzen solltest, dann musst du natürlich zuerst mal untersucht werden. Meist handelt es sich dabei nur um harmlose Prellungen oder Sehnenzerrungen, die mit Schonung und leichter Schmerzmedikation wieder in den Griff zu kriegen sind. Kühl auflegen lassen hilft auch in sehr vielen Fällen.




Alexa: Mein Kumpel Rania ist schon eine etwas betagtere Dame. Was empfiehlst du für ältere Hundesemester?
Silke: Bei Hundesenioren ist es natürlich empfehlenswert, dass diese bei kleinsten Auffälligkeiten in der Praxis vorgestellt werden sollen. Ein jährliches Routineblutbild mit den wichtigsten Organwerten ist ab einem Alter von 7 Jahren nie verkehrt. Des Weiteren arbeite ich sehr gerne mit milden Geriatrika auf pflanzlicher Basis (z.B. Gingko, Vitamin B, etc.). Da gibt es sogar gewisse Medikamente, die auf die Senioren bestens abgestimmt sind und viele Erkrankungen sehr sinnvoll vorbeugen können (z.B. Geriazoon, Karsivan). Gerade auch die Gelenkgesundheit und das Gewicht sollten im Alter im Vordergrund stehen, dh lieber mal auf das ein oder andere Leckerli verzichten.
Alexa: Ha, der war gut!
Silke: Dass du das überhaupt gehört hast! Sport und hier v.a. lockerer Ausdauersport (natürlich in Maßen) halten fit bis ins hohe Alter. Sollte es doch mit den Gelenken nicht mehr ganz so ideal sein, wäre Schwimmen eine super Bewegungsalternative. Hier gibt es dann auch genug Präparate, die helfen, die Gelenkgesundheit zu unterstützen bzw. zu erhalten (z.B. Canosan, Caniviton, Produkte mit Teufelskralle, etc.).

Alexa: Wieder zu einem allgemeineren Gesundheitsthema: Hundebesitzer bekommen meist einen panischen Blick, wenn sie das Wort „Magendrehung“ hören. Kannst du das etwas erklären?
Silke: Eine Magendrehung ist meist eine ganz akute Situation und betrifft sehr gerne tiefbrüstige Hunde (z.B. Dobermann, Schäferhund, Dogge, Rottweiler, etc.). Hier ist es so, dass sich der Magenausgang (auch Pylorus genannt) oft durch Fehlgärungen oder zu viel Bewegung direkt nach der Fütterung, von unten nach oben dreht und quasi den Mageneingang (die Cardia) abschnürt. Wenn dieser Zustand erreicht ist, dann zeigt der Hund – da ja auch die Gefäße mit abgedreht werden – eine sofortige Kreislaufschwäche, Erbrechensversuche (es kommt aber nichts, da ja der Eingang abgedreht ist) und eine Aufgasung (sichtbar durch erhöhten Bauchumfang). Meist passiert dies so 2-3 h nach der Fütterung. Eine Magendrehung ist immer ein Notfall und muss so schnell wie möglich operiert werden.

Alexa: Danke für die Info. Hoffentlich bleibe ich davon verschont, aber Frauchen und Herrchen passen da eh auf. Etwas anderes: Also, ich komme ja gerne zu dir. Angeblich gibt’s aber auch Fellnasen, die Angst vorm Tierarztbesuch haben. Wie kann man da am besten vorgehen?
Silke: Ja, natürlich gibt es die leider auch. V.a. wenn vlt schon schlechte Erfahrungen im Vorfeld gemacht worden sind. Hier ist es am besten, wenn der Hund schon vor irgendeiner Behandlung des Öfteren vorbei kommt und sich nur einmal Leckerli abholt.
Alexa: Leckerli abholen? Oh Gott, ich hab sooo Angst!
Silke: Ja, ja. Hast du nicht eben gesagt, du kommst gerne zu mir? Außerdem kriegst du eh immer was. Aber zurück zum vorher Gesagten: Der Sinn dahinter ist, dass das Ganze immer positiv abschließt. Dann geht man einmal in einen Behandlungsraum, da darf er sich natürlich frei bewegen, man geht auf die Waage und wichtig, dass es immer Leckerli gibt. So kann man versuchen, das Vertrauen wieder zu gewinnen bzw. aufzubauen.

Alexa: Was schlägst du so als jährlichen Mindestcheck vor?
Silke: Bei jungen Hunden (also bis zu 6-7 Jahren) sollte man zumindest 1mal jährlich im Rahmen der Leptospirose Impfung eine lückenlose klinische Untersuchung durchführen. Wichtig ist v.a. die Zahngesundheit, denn Zahnstein kann sogar schon jüngere Semester betreffen.

Alexa: Gibt’s noch etwas, was du unbedingt sagen willst?
Silke: Ich hoffe, dass ich weiterhin nur so brave Patienten habe wie euch, liebe Lexi und Rani.
Alexa: Oh, danke für die Blumen. Ich kann das nur zurückgeben. Bei so einer netten Tierärztin samt ihrem ganzen Team kann man doch nur brav sein. Noch was anderes: Kannst du eine Anekdote aus deinem Tierarztleben erzählen?
Silke: Puh, erwischt. Naja, Anekdoten gebe es sicherlich genug. Das interessanteste war sicher die Eichhörnchen-Rettung durch unseren Hund Diego. Diego hat ein kleines verwaistes Eichkätzchen am Buchberg im Wald gefunden. Frauchen hat sich dann darum gekümmert, es mit warmen Infusionen, Antibiotika, Schmerzmittel und Katzenaufbaumilch versorgt. Und nun lebt Juni schon über 1 Jahr bei uns im Haushalt und hält unser Leben auf Trapp.  

Alexa: Juni ist mittlerweile ja schon eine richtige Berühmtheit. Eine letzte Frage, die mir noch auf der Zunge liegt: Warum bist du eigentlich Tierärztin geworden?
Silke: Irgendwie war es schon immer ein Klein-Mädchen-Traum, den ich mir selber erfüllen wollte. Da ich bereits als Kind schon immer eine ganze Tiernärrin war und meine Ferien lieber am Bauernhof des Onkels als vor dem Fernseher oder PC verbracht habe, war die Entscheidung klar, dass ich unbedingt etwas mit Tieren machen wollte. Da ich noch dazu ein Arbeitstier bin, eine riesige soziale Ader besitze und Tiere über alles Liebe, war klar, welcher Beruf es denn sein soll: Tierärztin – um Tieren zu helfen und Leben zu retten.

Alexa: Vielen Dank für das sehr lehrreiche Interview. Das war’s auch schon wieder. So long und bis zum nächsten Mal, eure Alexa!